Dienstag, 4. April 2017

Spieglein, Spieglein an der römischen Wand, wer ist der Schlauste im ganzen Land?

Richard Cipolla kommentiert bei rorate caeli den Kampf hinter und vor den Kulissen um "Amoris Laetitia", die Schlauheit des Papstes und den Begriff "furbo", mit dem dieser sich dabei selbst bezeichnet.
Hier geht´s zum Original:  klicken


"IN ROM WIE DIE RÖMER: DER UNBARMHERZIGE PAPST IST ZIEMLICH "FURBO"

Für den Papst, der so gern über den "Gott der Überraschungen"  spricht, muß vor kurzem das außerordentliche Auftauchen von in Bild und Wort nicht schmeichelhaften Postern in ganz Rom eine wirkliche Überraschung gewesen sein.
Unter einem Bild des Papstes, der nicht sehr glücklich aussieht, stand im römischen Dialekt geschrieben:
"Hey Frankie, du hast Kongregationen übernommen, Priester entlassen, den Malteser Orden und die FFI enthauptet, Kardinäle ignoriert....aber wo ist deine Barmherzigkeit?"
Die in Rom, die wissen, sagen, daß der Vatican dem Italienischen Geheimdienst den Auftrag erteilt hat, herauszufinden,wer hinter dieser Beleidigung des Papstes steckt.
Angesichts der Personenauswahl (Besetzungsliste) kommt man dazu, vorherzusagen, wie groß die Chancen sind, den Verbrecher zu fangen. Bisher hat es keine Namensnennungen gegeben.
                                 
                                     

Kurz nachdem Papst Franziskus gewählt wurde, war ich in Rom.
Während der Fahrt von Flughafen in die Stadt spreche ich immer gern mit den Taxifahrern, um mitzubekommen, was passiert. Ich fragte den Fahrer, was er vom neuen Papst halte. Er zögerte einige Sekunden und sagte dann: er ist "furbo".
Ich war ziemlich verblüfft über das Adjektiv, das er benutzte um Papst Franziskus zu beschreiben. Furbo ist nicht leicht zu übersetzen, aber es bedeutet "clever, schlau, durchtrieben. listig, verstohlen".
Die Etymologie enthält das lateinische Wort fur- was Dieb bedeutet.
Ich versuchte mehr aus dem Taxifahrer herauszubekommen, aber er wollte nicht mehr sagen, so gingen wir zur endlosen Seifenoper der Italienischen Regierung über.

Die Einschätzung des Taxi-Fahrers klingt sicher richtig, betrachtet man den modus operandi von Papst Franziskus seit seiner Wahl.
Er hat sein Image als demütiger Mann etabliert, das eines Mannes des Volkes, der den Fallen der Katholizismus durch sein "buona sera" entgehen konnte -dort auf der Loggia nach seiner Wahl, durch seine abrupte Weigerung die apostolische Stola zu tragen, indem er seine Rechnung in einer Kleriker-Pension selber bezahlte und sich dann weigerte, im Apostolischen Palast zu wohnen und statt dessen ins Gästehaus des Vaticans zog.






Wie vorhersehbar sah die liberale Presse- besonders dieses Landes - in ihm sofort die Hoffnung, daß er die Katholische Kirche in etwas verwandeln würde, das besser zu ihrer Weltsicht und der Agenda paßte, die sich als auf der richtigen Seite der Geschichte erachtet.
Sein berühmtes "Who am I to judge?"-Interview auf dem Rückflug von Brasilien nach Rom, machte ihn zum Liebling all jener, die die Katholische Kirche als letzte Bastion gegen das unausweichliche Ausspielen der Geschichte, -ausgeführt mit der eisernen Hand des Paternalismus-
sahen, der die Rechte der Menschen beschwor, zu sein, wer immer sie sein wollten.

Der Bischof von Rom wurde als Bischof der Barmherzigkeit bekannt, und er beschwor die Barmherzigkeit in zahllosen Reden und Predigten und sogar in offiziellen päpstlichen Dokumenten.
Seine Beschreibung der Katholischen Kirche als Feldlazarett, seine Bildersymbolik des Guten Samariters und Mutter Theresas schimmert überall unter dem Wort Barmherzigkeit hindurch, und das aber ganz ohne jede Rede von der Notwendigkeit zur Umkehr und der tödlichen Wirkung der Sünde- ein anderer brillanter Schachzug, um sein Image sowohl in der Welt als auch in der Kirche zu etablieren, das ihm ermöglichen würde, das Programm durchzuführen, von dem er glaubt, es werde die Kirche in etwas verwandeln, das zu seiner Vision paßt.

Was ist seine Vision? Als Franziskus gewählt wurde, sagte ich zu meinen Freunden: das ist "Zurück in der Zukunft". Zurück in den 60-er Jahren und dem revolutionären Furor der Befreiung von den Beschränkungen der Vergangenheit in jedem Bereich des Lebens: politisch, moralisch, sozial, kirchlich.
Es ist kein Zufall, daß jene Kirchenmänner, die den Geist des revolutionären Progressismus verinnerlicht hatten, während der Pontifikate von Johannes Paul II und Benedikt XVI in den Untergrund gingen.
Diese beiden Päpste versuchten, die Kirche auf die Weise neu zu begründen, die ihr von ihrem Gründer, Jesus Christus hinterlassen wurde und auf die Tradition der Kirche zu schauen, die die Illusionen der 60-er Progressisten im Abfalleimer der Geschichte landen lassen würden.
Aber dann kam Franziskus.
Und sie tauchten wieder auf: ein bißchen älter, ein bißchen grauer, aber immer noch genau so mit ihrer  "bell-bottom-trouser"-Theologie, die Gottes Gerechtigkeit mit der menschlichen verwechselt und die Jesus in einen revolutionären Kämpfer für die Armen verwandelt, die Armen dabei nach ihrer eigenen Vorstellung definiert.
Sie kamen zurück wie eine Rollenbesetzungliste für "Hair" in einem schlechten Revival am Broadway um dann ihren Super-8-Film von "Jesus Christ-Superstar" hervorzuholen und anzufangen über Maria Magdalena, die singt: "I don´t know how to love him, what to do...."  vor sich hin zu träumen,

Nachdem das Image einmal etabliert war - unter großem Applaus der säkularen Welt, konnte das Programm gestartet und ausgeführt werden.
Das erste Signal : die Einladung an Kardinal Walter Kasper, die Rede zu halten, in der die Familien-Synode angekündigt wurde. Kasper war und ist ein großer alter Mann des "Wiederaufblühens" der Kirche in den 60-ern. So weit das.
Es wurde ganz klar, daß das Ziel dieser Synode sein würde, die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie zu ändern, indem eine Praxis, die die offizielle Lehre, in die Tradition der Kirche eingebettet, zwar nicht verändern, aber sie so stark unterminieren würde, daß die Lehre nur noch leere Worte auf einem Stück Papier sein würde.

Die Geschichte der Synode und ihre Nachwirkungen sind wohl bekannt. Franziskus stellte es so dar, daß er sich von der offensichtlichen Zwietracht über die fraglichen Fragen zu Moral und Verständnis der Ehe unter den Bischöfen fernhielt, aber er gestattete sich einige Anspielungen auf eine "Hermeneutik der Verschwörung", um diejenigen zu verunglimpfen, die seine Meinung nicht teilten.
Als das endgültige Dokument veröffentlicht wurde, war klar, daß keine Doktrin verändert worden war und das wurde als Niederlage des Papstes interpretiert.
Aber der "Furbista" weiß auch, daß er sich nie die Hände schmutzig machen darf.

Also schrieb der Papst eine postsynodale apostolische Exhortation "Amoris Laetitia", ein längeres Traktat über die Freude der Liebe, so wie der Christ sie versteht. Ihre Länge ließ sogar die glühendsten Fans des Papstes innehalten und die Frage nach den von einem Ghostwriter geschriebenen Passagen ist noch unbeantwortet.
Aber das unrühmliche Kapitel 8 über die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene die Hl. Kommunion empfangen dürfen oer nicht steht im Zentrum der Sache.
Und dieses Herz ist kein klares Herz und es kann- mit Absicht- auf traditionelle Weise oder auf eine Weise interpretiert werden, die mit der Lehre der Kirche zu den Sakramenten und zur Ehe brechen.
Vier-jetzt berühmte-Kardinäle baten den Papst um eine Klärung der Punkte in Kapitel 8, die als Leugnung der Kirchenlehre zu den Sakramenten und zur Ehe verstanden werden können.
Der Papst hat mehrere Monate geschwiegen. Er weigert sich, zu antworten und klarzustellen.
Und seit kurzer Zeit benutzt er seine Predigten in Santa Marta wie einen Twitter-account und richtet den Scheinwerfer weg von der Ehefrage hin auf andere seiner Ziele, den traditionellen Katholizismus zu reformieren. In seinen täglichen Predigten wettert er gegen die traditionellen religiösen Orden und etikettiert sie als "rigide", als solche, die sich in die falsche Sicherheit flüchten, auf alles eine Antwort zu haben."

Was das Ehe-Thema angeht: gab es bis vor einigen Wochen ein Patt-Situation- bis Kardinal Coccopalmero eine Pressekonferenz zur Veröffentlichung seines neuesten  Buches, einem Kommentar zu Amoris Laetitia, geben sollte.
In einigen Passagen des Buches ist der Kardinal ziemlich sicher, wie die Interpretation  von Kapitel 8 sein sollte. Und die ist defintiv so, daß die Praxis der traditionellen Lehre völlig entgegengesetzt sein kann, ohne daß die Lehre offiziell geändert wird.
Aber der Kardinal kam nie zu dieser Pressekonferenz - und behauptete, es habe einen Fehler in seinem Zeitplan gegeben.  Das beweist, daß der "furbismo" sich ausbreitet.

Ums sich selbst von dem, was man gerade in einem Buch geschrieben hat, zu distanzieren, indem man nicht zu einer Pressekonferenz erscheint und doch verspricht, eines Tages eine Pressekonferenz zu abzuhalten und dann zu erklären. was man gesagt habe, ist ziemlich "furbo".
Und das stellt Papst Franziskus wieder auf eine andere Stufe, um sich der ganzen Situation zu entziehen. Und wenn der Vatican verkündet, daß das, was Coccopalmero in seinem Buch sagt, nur seine persönliche Meinung ist und nicht die offizielle- erreicht der furbismo eine neue Ebene.

Kardinal Ouellet soll gesagt haben, daß die gegen den Papst gerichteten Poster in Rom ein Werk des Teufels seien. Das ist fromme Albernheit. Das Poster-Ereignis ist sehr römisch und geht auf das antike Rom zurück. Die Römer sind Experten darin, "furbo" zu sein. Alles, was sie wollen, ist ein bißchen Ehrlichkeit darüber, was wirklich passiert. Wenn ich könnte, würde ich ein Poster posten und hier ist, was ich sagen würde:

"Mmm beh Frankie. Warum machst du diese Sachen? Wir Römer sind Experten im Furbismo. Niemand kann sich mit uns vergleichen. Wir wollen dich lieben, Du machst das so schwer!"

‘MMbeh, France’.  Purchè stai facenno ‘este cose?  Noi Romani stanno esperti ar furbismo.   Nun pói compéte con noi.   Volémo amáte.   Tu lo fai così difficcile!

Quelle: Richard Cipolla, rorate caeli

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